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. nachbetrachtung

Öffentlicher Raum im Jahre 2013

Nachbetrachtung zur städtischen Intervention "Urhütte" / Installation "Wund", Pilatusplatz Luzern von Christian Kathriner

Es gehört zu den Wagnissen aber auch zu den Schlüsselerlebnissen echten Erkenntnisgewinns, wenn man als Künstler von Zeit zu Zeit die geschützte Werkstatt von Museen und Galerien verlässt, um sich dem rauen Wind des sogenannten "Öffentlichen Raums" auszusetzen.

Wenn wir uns diesen Raum dann genauer ansehen, müssen wir eingestehen, dass er eine Ansammlung von Gegenständen und Applikationen aller Art geworden ist, deren Funktion, Legitimität, Interessensgründe, Besitzverhältnisse meist nur noch schwer zu erfassen und zu entwirren sind. Wenn dies alles überhaupt noch von jemandem zu durchdringen wäre, müsste dieser Jemand nicht mit Bitternis konstatieren, dass dieser Zustand Methode hat und der Verdacht sich nicht mehr länger verscheuchen lässt , dass uns hier ‐aufgrund gnadenlos kapitalisierter Interessen‐ ästhetische Freak Show als Res Publica unter das Futter gemischt wird?

Und wer wäre zu beschuldigen für diese Misere und teilweise geradezu krasse Verödung, aus der jeder Gemeinsinn wie verdampft scheint? Die Täter sind schnell ausgemacht, sie heissen Fortschritt, Wohlstand und Wohlfahrt, einst verlässliche Garanten für Prosperität und aus Stadtentwicklung und damit verbundener Kultivierung nicht wegzudenken, deren heutige Folgen aber mehr als ambivalent geworden sind. Aber der "citoyen d’aujourd’hui" zuckt ob solchen Offensichtlichkeiten die Schultern, wissend, dass bekanntlich "Beim Hobeln Späne fallen".

So weit, so schlecht. Aber dieses argwöhnische Raunen, welches regelmässig anschwillt, wenn gegen die Konvention ‐sollte es so etwas überhaupt noch geben‐ in eben dieser Öffentlichkeit verstossen wird? Es setzt groteskerweise auffällig dann ein, wenn Kunst und Baukunst auftritt. Warum wird sie von eben jener sogenannten Öffentlichkeit ‐die sich bei näherer Betrachtung dann doch lediglich als bis ins Gespenstische gesteigerte Anonymität entlarvt‐ immer ganz besonders auf den Prüfstand gestellt? Jener Öffentlichkeit, welche in vollkommener Leugnung der heutigen Verödung, für sich wie selbstverständlich das Ideal der ästhetischen Stubenreinheit und selbstdiagnostizierten Sittlichkeit in Anspruch nimmt?

Kunst und Baukunst im öffentlichen Raum machen sich heute per se verdächtig, weil sie sich der geforderten Warenförmigkeit oder direkten Verwertbarkeit aufgrund ihres Naturells entziehen und schmerzhaft einen längst vergangenen Anspruch in Erinnerung rufen. Dieser heilsame Stachel im trägen Fleisch unserer Öffentlichkeit, nichts rechtfertigt Kunst im öffentlichen Raum mehr, sollte sie denn gelungen, sprich unkorrumpiert sein.